Abstract von Jochen Becker
Big Brother ist okay! So singen die Dauerobservierten ihrem Brötchengeber vor laufender Kamera ein Ständchen. Zuschauen, observieren, kontrollieren gilt als neuer Freizeitspaß. Das Beobachtet werden entwickelt eine zwanghafte Freiwilligkeit heraus, da ansonsten sozialer und ökonomischer Ausschluss von den „Vorzügen der Verbrauchergesellschaft“ (Reg. Whitaker) droht. ProduzentInnen, KonsumentInnen und TeilnehmerInnen gehen hierbei einen neuen Sozialvertrag ein. Doch zugleich formiert sich in Leipzig die erste Anti-Überwachungskamera-Demonstration in der Bundesrepublik.
Wie tief greifen staatliche und zunehmend privatwirtschaftliche Kontrollszenarien in den Alltag bis ins Gefühlleben der Menschen ein? Und wie formatiert sich in kontrollierten Themenpark-Erlebniswelten, im Internet wie auch im Reality TV eine neue Überwachungsgesellschaft? Peter Weir’s Kinosatire „Die Truman Show“ sowie der Action-Film „Staatsfeind Nummer eins“ geben hierzu einen Vorschau.