81. Jahrestagung – Die Sprache und ihre Wirkmacht

27. – 29. September 2024
Welcome Hotel Darmstadt

Gesetzestexte und Kriminalromane, Liebesbriefe und Wutausbrüche auf X (ehemals Twitter), philosophische Traktate und Gebrauchsanweisungen für Küchengeräte: Sprache ist mannigfaltig. Zwischen einem Text von Franz Kafka und der Mahnung einer Finanzbehörde liegen Welten, obwohl Ausgangswortschatz, Grammatik und Orthografie im Wesentlichen die gleichen sind. Geschriebene Texte entfalten ihre Wirkung aus der Zeichenfolge und der Art ihrer Präsentation sowie aus den Erwartungen, Erfahrungen, der Stimmung und der Sozialisation des Lesers.

Gesprochene Worte sind eingebettet in ein Konzert aus Stimme, Gesten, Mimik und dem Umfeld des Sprechers. Sie sind bestimmt von seiner Persönlichkeit und seinem Anliegen sowie von ihrem sozialen und kulturellen Umfeld. Sie wandeln sich mit den Signalen des Gegenübers.

Sprache kann Verständigung, Freundschaft, ja sogar Liebe vermitteln. Sie kann trösten, aber oft ist es schwer, die richtigen Worte zu finden. Sie ist eine Grundlage gelingender Therapie in Medizin und Psychoanalyse und, etwa in der Bibel, die Basis des Glaubens. Sprache ist Mittel der Verführung, der Aggression, des Kampfes und Instrument von Herrschaft.

Sprache ist Gegenstand der Automatisierung: Chatbots nutzen den riesigen Baukasten der über das Internet verfügbaren Dokumente. Die von ihnen zusammengesetzten Texte sind besser als viele Menschen sie formulieren könnten.

Und: Sprache verändert sich im Laufe der Zeit. Dieser Text verwendet maskulin geformte Begrifflichkeiten so, wie es noch vor wenigen Jahren selbstverständlich war. Heute spürt auch der Autor dieser Zeilen einen leisen inneren Widerstand dagegen – dem er jedoch nicht nachgibt, weil es seinem Sprachgefühl widerstrebt. Was auch immer das ist, ein Sprachgefühl.

Lassen Sie uns über Sprache sprechen. Wagen Sie einen Blick über den disziplinären Tellerrand. Nehmen Sie teil an unserer Tagung. Ich freue mich auf den Austausch mit Ihnen.

Dr. Siegfried Kreibe, Vorsitzender der Interdisziplinären Studiengesellschaft

Programm

FREITAG 27. September

14:00 Tagungseröffnung Dr. Siegfried Kreibe, 1. Vorsitzender der Interdisziplinären Studiengesellschaft

14:30 Sprachwandel: wie sich die deutsche Sprache verändert Prof. Dr. Angelika Wöllstein, Sprachwissenschaftlerin, Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Mannheim

15:45 Kaffeepause

16:15 Sprachen lernen in der Grundschule Mario Michel, 1. Vorsitzender Landesgruppe Hessen Grundschulverband, Grundschulleiter

17:30 Ende der Sitzung, anschließend Mitgliederversammlung

SAMSTAG 28. September

9:30 Sprache und Macht – der Kampf um Deutungshoheiten. Prof. Dr. Peter Schlobinski, Gesellschaft für deutsche Sprache, Wiesbaden

10:45 Kaffeepause

11:00 Die Bibel wörtlich nehmen? Em. Univ.-Prof. Dr. Georg Fischer SJ, Theologe, Universität Innsbruck

12:15 Mittagspause

14:00 Medizin und Sprache Prof. Dr.med. Martin Scherer, Direktor Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum HH-Eppendorf, Hamburg

15:15 Kaffeepause

15:45 Das Lied von Orpheus oder über die Wirkungsmacht der Sprache Dr. Maria Slavtscheva, Komparatistin, Übersetzerin und Radiomoderatorin, Düsseldorf

17:00 Ende der Sitzung,  ab 19:00 Uhr Gesellschaftsabend

SONNTAG 29. September

10:00 Von Bytes zu Biologie: Sprachmodelle wie ChatGPT und ihre interdisziplinäre Anwendung Patrick Galvan Estacio, Doktorand LMU und Application Specialist bei Roche

11:15 Kaffeepause

11:30 Die Sprache in der Psychoanalyse Prof. i.R. Dr. Helmwart Hierdeis, Psychoanalytiker und Pädagoge, Erziehungswissenschaftler und Psychoanalytiker, Universität Innsbruck

12:45 Ende der Tagung

Anfahrt und allgemeine Informationen

Tagungsort

Welcome Hotel Darmstadt, Karolinenplatz 4, 64289 Darmstadt

Anmeldung

Senden Sie das Anmeldeformular (Download, s.o.) postalisch oder per E-Mail an: Interdisziplinäre Studiengesellschaft e.V. c/o Sabine Ramakers, Johanna-Etienne-Str. 57, 41468 Neuss, Tel. 0151 / 11 65 70 44
E-Mail: ramakers(at)arcor.de
Tagungsbüro in Darmstadt ab 26.09.2024 16 Uhr, Mobilnummer: 0151 / 11 65 70 44

Tagungsgebühren

70,00 € für ISG-Mitglieder
140,00 € für Gäste
70,00 € für Gäste bei erstmaliger Teilnahme
20,00 € für Schüler und Studenten

Anfahrt

Pkw (Link Anfahrt):
Parken im Parkhaus am Karolinenplatz mit Hotelzugang für 17 EUR pro Tag.
Adresse der Tiefgarage: Friedensplatz 4

Bahn:
Ab Hbf Darmstadt in 15 Minuten mit Bus oder Straßenbahn (z.B. Straßenbahn 3 Richtung Lichtenbergschule bis Schloss Darmstadt, von dort 280 m zu Fuß).

Referentinnen und Referenten

Prof. Dr. Angelika Wöllstein

Studierte Linguistik und Informatik (Universität Stuttgart). Dort 1998 Promotion. 2005 Habilitation (Universität zu Köln). Seit 2012 Universitätsprofessorin für germanistische Linguistik (Universität Mannheim) und Leiterin der Abteilung „Grammatik“ (Leibniz-Institut für Deutsche Sprache). Mitglied des “Rats für deutsche Rechtschreibung” und Wissenschaftliche Beraterin für Bereiche der sprachlichen Bildung. Mehrere Jahre Mitglied im Board of Directors des Leibniz Science Campus “Empirical Linguistics and Computational Language Modeling” (Universität Heidelberg) und Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats am Leibniz “Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft“, Berlin. Herausgeberin von „DUDEN 4 – Die Grammatik“. Ko-Herausgeberin bzw. Gutachterin diverser Fachzeitschriften.

Mario Michel

Grundschullehramtsstudium 2001 bis 2004, Referendariat 2004 bis 2006, Grundschule Münchhausen 2006 bis 2010, stellvertretender Schulleiter Grundschule Kirchhain 2010 bis 2016, seit 2016 Schulleiter Grundschule Kirchhain seit 2017 1. Vorsitzender Landesgruppe Hessen GSV (Grundschulverband), seit 2018 Mitglied im Praxisbeirat Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen.

Prof. Dr. Peter Schlobinski

Peter Schlobinski ist seit 2015 Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache und war bis 2022 als Professor für Germanistische Linguistik tätig. Arbeitsschwerpunkte: deutsche Gegenwartssprache, Sozio- und Internetlinguistik. 2012 wurde ihm der Konrad-Duden-Preis verliehen.

Em. Univ.-Prof. Dr. Georg Fischer SJ,

Georg Fischer, geb. 1954 in Levis (Feldkirch, Vorarlberg, Österreich); Eintritt 1972 in den Jesuitenorden; Noviziat in Nürnberg; Philosophiestudium in München; 2 Jahre Jugendarbeit in der Marianischen Kongregation in Innsbruck, dort auch Theologiestudium; 1981 Priesterweihe;   Spezialstudium am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom (Lizentiat und Doktorat, zu Exodus 3-4); seit 1985 Unterricht in vielen Ländern, einschließlich in Asien; 1992 Habilitation zu Jeremia 30-31 in Graz; seit 1995 Ordinarius für Alttestamentliche Bibelwissenschaften und Orientalische Sprachen an der Theologischen Fakultät der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck bis zur Emeritierung 2022; ca. 20 Bücher und mehrere hundert Artikel; Vorträge weltweit; auch viel in Seelsorge, geistlicher Begleitung und Bibelpastoral tätig.

Prof. Dr. med. Martin Scherer,

ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Direktor Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin am UKE, Präsident der DEGAM. Forschungsschwerpunkte: Versorgungsforschung, Über-/Unterversorgung; Leitlinien; Entwicklung von Qualitätsindikatoren; systematische Übersichtsarbeiten; chronische Erkrankungen; Multimorbidität.

Dr. Maria Slavtscheva

Dr. Maria Slavtscheva lebt und arbeitet als freie Übersetzerin (Schwerpunkte: Recht und Literatur) in Düsseldorf. Für die Übersetzung ausgewählter Gedichte Paul Celans sowie seiner Rede „Der Meridian“ aus dem Deutschen ins Bulgarische wurde sie November 2022 mit der Übersetzungsprämie des Bundesministeriums bmkoes.gv.at ausgezeichnet.

Patrick Galvan Estacio

Von 2013 bis 2019 widmete er sich dem Studium der Biologie an der Ludwig MaximiliansUniversität München. Im Anschluss daran begann er den interdisziplinären Studiengang Bioinformatik an der LMU und TU München und verfolgt seit 2020 seine Doktorarbeit im Fachbereich Biologie. Ab Mitte 2023 ist er in der IT-Abteilung von Roche tätig.

Prof. i.R. Dr. Helmwart Hierdeis

Psychoanalytiker und Erziehungswissenschaftler an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Innsbruck und Bozen-Brixen. Wissenschaftliche Schwerpunkte: Historiografie der Erziehung, Bildungsforschung, Psychoanalyse und Psychoanalytische Pädagogik. Aktuelle Publikationen: (2022) zus. m. Achim Würker (Hrsg.), Praxisfelder der Psychoanalytischen Pädagogik. Gießen: Psychosozial-Verlag. (2023) Takt – Zur Moderation zwischenmenschlicher Grenzen. psychosozial 172,II, S. 53–63. (2023) (Hrsg.), Bartlebys fantastische Macht. Psychoanalytische Essays zu Herman Melvilles literarischer Figur. Gießen: Psychosozial-Verlag.