73. Jahrestagung – Das politische Klima, Migration und Demokratie

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23. – 25. September 2016
Oberursel

Untenstehend finden Sie das Programm, hier geht es gleich zu den Referenten*innen der diesjährigen Tagung.

Die allgemeinen Information zum Tagungsort und den Kosten finden Sie hier.

Die Abstracts der diesjährigen Tagung finden Sie hier.

Deutschland ist ein Einwanderungsland ohne ein Einwanderungsgesetz. Rund 1 Million Geflüchtete und/oder Asylsuchende sollen 2015 in Deutschland angekommen sein. Geflüchtete werden von Teilen der Bevölkerung freundlich begrüßt (Refugees welcome), bei anderen Teilen der Bevölkerung lösen sie dumpfe Ängste aus (Pegida). Die durch das Schengener EU-Abkommen gefallenen Grenzzäune werden von einigen Mitgliedstaaten der EU wieder errichtet (Ungarn, Österreich, Dänemark). Eine Begrenzung der Humanität und Nächstenliebe findet nicht nur durch Grenzzäune auf Territorien statt, sondern auch in vielen Köpfen. Die vor Verfolgung, Hunger, Armut und Krieg geflüchteten Menschen stellen ähnlich große Herausforderungen an unsere Zivilgesellschaft und das politische System wie die früheren Migrationen nach Deutschland (Flüchtlinge des 2. Weltkriegs, Displaced Persons, „Gastarbeiter“, Spätaussiedler).

Von den Geflüchteten werden viele bleiben. Sie brauchen Wohnungen und Arbeitsplätze, Bildung und Sprachunterricht. Viele von ihnen, die durch die Umstände der Flucht traumatisiert wurden, benötigen außerdem Therapien. Über die Art und Weise, wie nicht nur die Integration, sondern darüber hinaus eine sinnvolle kulturelle Einbindung der Flüchtlinge erfolgen kann oder soll, wird kaum gesprochen.

Stattdessen sind fremdenfeindliche Parolen zu hören: Geflüchtete werden beschimpft und bedroht, sogar Brandsätze werden auf Flüchtlingsheime geworfen. Die Idee einer multikulturellen bzw. transkulturellen Gesellschaft im Rahmen einer funktionierenden parlamentarischen Demokratie scheint gefährdet. Die Haltung einer offenen Gesellschaft droht verloren zu gehen. Auch die Idee eines grenzenlosen vereinigten Europas scheint gegenwärtig vor ihrem Scheitern zu stehen (Brexit).

Die Tagung der ISG und des vhw versucht, jenseits der Mainstream- und Talkshow-Diskussionen wissenschaftlich fundierte sowie empirisch erprobte Antworten für die Zukunft einer offenen Gesellschaft zu geben.

Dr. Dieter Korczak
Vorsitzender ISG e.V.

Prof. Dr. Jürgen Aring
Vorstand vhw e.V.

Freitag, 23. September 2016

14:00 Uhr
Tagungseröffnung Dr. Dieter Korczak/ISG und Grußwort der Stadt Oberursel

14:30 Uhr
Raum im Kontext von Flucht und Mehrsprachigkeit
Dr. Astrid Weißenburg, Karlsruhe

15:45 Uhr Kaffeepause

16:00 Uhr
Xenophobie – Die Angst vor der „Nicht-Mutter“ und ihre Varianten
Prof. Helmwart Hierdeis, Herrsching

17:30 Uhr Ende der Sitzung (anschl. Mitgliederversammlung)

Samstag, 24. September 2016

9:30 Uhr
Kann ein Weinberg die Welt verändern?
Marius Stark, Neuss

11:00 Uhr Kaffeepause

11:30 Uhr
Vom Lebenstrauma zum Lebenstraum?
Niederfrequente psychotherapeutische
Intervention bei minderjährigen Flüchtlingen
Dr. med. Ruth Pfister, Gießen

13:00 Uhr Mittagspause

14:00 Uhr
Integration – Potenziale im Quartier!
Olaf Schnur (vhw), Berlin

15:15 Uhr
Kulturelle Vielfalt: Herausforderungen für die öffentliche Verwaltung
Henning Dettleff (vhw), Berlin

16:15 Uhr Kaffeepause

16:45 Uhr
Kulturwandel und Moderne
Malte Daniljuk, Berlin

18:00 Uhr Ende der Sitzung
(anschl. Gesellschaftsabend)

Sonntag, 25. September 2016

10:00 Uhr
Möglichkeiten und Grenzen der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit
Dr. Hansgeorg Rehbein, Krefeld

11:30 Uhr
Bedürfnisse und effektive Formate der Politischen Bildung
Offene interaktive Diskussion mit dem Auditorium:
Wie kann gesellschaftspolitische Bildung im Trubel des Alltages zwischen Job, Supermarktkasse, Kita und Erschöpfung funktionieren? Werden vor allem die bereits Überzeugten überzeugt? Sind die Angebote der politischen Bildung richtig konzipiert? Was muss getan werden, um die Menschen zu erreichen?

13:00 Uhr Ende der Tagung

 

Die Referentinnen und Referenten

Malte Daniljuk, Redakteur für internationale Politik, Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der FU Berlin und der deutschen Sprache und Linguistik an der TU Berlin. Im Studium lernte er den Wert der britischen Cultural Studies für Politik und Gesellschaft zu schätzen. Schwerpunkte seiner Veröffentlichungen sind die Themen Medienpolitik, Außen- und Sicherheitspolitik sowie Wirtschaftspolitik und soziale Entwicklung.

Henning Dettleff, Dipl.-Kfm., Ekon. Mag. M. A., Bereichsleiter Fortbildung vhw e. V., Referent für Bildungs- und Hochschulpolitik bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (2008-2013) und Mitglied der Geschäftsführung einer Agentur für Qualitätsentwicklung im Hochschulbereich (2013-2015)

Helmwart Hierdeis, Prof. i.R., Dr. phil., Psychoanalytiker, Erziehungswissenschaftler an den Universitäten Bamberg, Erlangen-Nürnberg, Innsbruck und Bozen-Brixen, Arbeitsschwerpunkte: Pädagogische Anthropologie, Bildungstheorie, Psychoanalyse, Psychoanalytische Pädagogik, zahlreiche Veröffentlichungen, Beirat der ISG

Dieter Korczak, Studium der Soziologie, Sozialpsychologie und Finanzwissenschaften an der Universität Köln, Dr. rer. pol., Diplom-Volkswirt, Mitarbeiter an Armuts- und Sozialberichten des Bundes und der Länder, Verfasser verschiedener Artikel zum Thema Migration, Kuratoriumsmitglied des vhw, Vorsitzender der ISG und Herausgeber der Interdisziplinären Schriftenreihe

Ruth Caroline Pfister, Dr. med., Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Forschungsgebiete: Angststörungen, Traumatherapie, Psychotherapieverfahren; Ärztliche Leitung iSyMind Institut; Fortbildungen für Therapeuten und Pädagogen zum Umgang mit minderjährigen Flüchtlingen

Hansgeorg Rehbein, Studium der Biologie, Chemie, Philosophie und Pädagogik an den Universitäten Münster und Bochum, Dr. rer. nat., Wiss Assistent im FB Neurobiologie der Universität Bochum, Leiter der Volkshochschule Krefeld, Flüchtlingskoordinator der Stadt Krefeld

Olaf Schnur, Dr. rer. nat., habil., Seniorwissenschaftler und Projektleiter vhw e. V., Vertretungsprofessur für Stadt- und Quartiersforschung Universität Tübingen (2011-2014), Arbeitsschwerpunkte: Quartiersforschung, soziale Stadt, demografischer Wandel

Marius Stark, Studium der Sozialarbeit, Mitglied der Nahost Kommission von pax christi, Vertreter im Deutschen Kooperationskreis Palästina Israel, langjähriger Leiter der Arbeitsstelle Sozialberatung für Schuldner der verbandlichen Caritas, www.marius-blog.de

Astrid Weißenburg, Dr., Pädagogische Hochschule Karlsruhe, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Transdisziplinäre Sozialwissenschaft – Geographie; Arbeitsschwerpunkte: Neue Kulturgeographie, Raumtheorie, Migration und Mehrsprachigkeit, Bedeutung von Mehrsprachigkeit im Fachunterricht an Grundschulen; Ansprechpartnerin zur Flüchtlingsarbeit an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe; Mitarbeiterin Bürgerservice der Verbandsgemeinde Jockgrim (RLP)