Samstag, den 06. Oktober 2001
Prof. Dr. Hartmut Rosenau
Pilgerreisen zu heiligen Stätten und besondere religiöse Erfahrungen an besonderen Orten sind durchaus Ausdruck gelebter Frömmigkeit. Als organisierter Sakraltourismus sind sie eher esoterischer Ausdruck einer typisch neuzeitlichen „technischen“ Welteinstellung, die sich auch das Numinose im Alltag verfügbar halten will. Insofern verfällt esoterische Religiosität genau dem, was sie kritisiert, nämlich dem modernen Leitbild von „Wissenschaft“. Von einer solchen modernen Esoterik sollte – bei allen Gemeinsamkeiten – Mystik streng unterschieden werden. Ihre Stärke liegt im Unterschied zu Magie und Esoterik darin, mit den Ambivalenzen des alltäglichen Lebens produktiv umgehen zu können, ohne sich selbst unter Erfolgszwang stellen zu müssen. Und gerade darin empfiehlt sich die Mystik als Religion der Zukunft (K. Rahner).