24. – 26. September 2021
Welcome Kongress Hotel Bamberg
„Und wenn Ihr Euch nur selbst vertraut, vertrauen Euch die andern Seelen.“ So sprach Mephisto in der Studierstube von Goethes Faust zu einem ratsuchenden Schüler. Damit hatte er wohl Recht, er legte dem jungen Mann aber auch gleich nahe, die Wissenschaft nicht allzu ernst zu nehmen und lieber recht selbstbewusst die Frauen zu verführen.
Gretchen erfuhr später auf furchtbare Weise, wie so etwas ausgehen kann. Es ist so eine Sache mit dem
Vertrauen: Ganz ohne ist das Leben unerträglich, aber blindes Vertrauen führt auch zu keinem guten Ergebnis. Die Menschen, mit denen wir zu tun haben, sind nun einmal in höchst unterschiedlichem Maße vertrauensfähig, aber auch vertrauenswürdig.
Das Vermögen, Anderen zu vertrauen, ist Voraussetzung einer guten sozialen Entwicklung. Die Wurzeln hierzu werden in der frühen Kindheit gelegt. Auch danach kann sich Vertrauensfähigkeit noch weiter entwickeln. Es können aber auch Vertrauensgrundlagen Schaden nehmen und der Erneuerung bedürfen.
Neben solch grundsätzlichen Betrachtungen werden wir uns in unserer Tagung aber auch mit konkreten Handlungsfeldern befassen: Wie kann Vertrauen in der häufig rauen Realität der pädagogischen Arbeit in Schule wachsen und helfen? Welche Bedeutung hat es in der Medizin, wo es für Patienten nicht selten um das Ganze geht? Und in der Wirtschaft: Sind Arbeitgeber erfolgreicher, wenn sie ihren Arbeitnehmern vertrauen? Können Arbeitnehmer dieses Vertrauen erwidern? Wie ist das in Umbruchsituationen, etwa wenn Unternehmen in andere Hände übergehen – sei es in die von „Heuschrecken“ oder die von „Unternehmensrettern“? Und schließlich wird es um eine Frage von politischer Brisanz gehen: Welche Gemengelage von Misstrauen und blindem Vertrauen macht Menschen zu Anhängern abstrusester Verschwörungstheorien?
Kommen Sie nach Bamberg. Nehmen Sie teil an einer facettenreichen, offenen und differenzierten Diskussion über Vertrauen.
Siegfried Kreibe
Vorsitzender der Interdisziplinären Studiengesellschaft
Tagungsprogramm
Freitag, 24. September
14:00 Tagungseröffnung
Dr. Siegfried Kreibe, 1. Vorsitzender der Interdisziplinären Studiengesellschaft
14:30 Frühes Vertrauen und soziale Entwicklung
PD Dr. Marianne Soff, Psychologin, Pädagogische Hochschule Karlsruhe
15:45 Kaffeepause
16:15 „Wir wissen hier, was die von uns wollen…“
Vertrauen im schulischen Kontext
Dr. Gabriele Frenzel, Lehrerin und Erziehungswissenschaftlerin, Goethe-Universität, Frankfurt
17:30 Ende der Sitzung.
Im Anschluß: Mitgliederversammlung
Samstag, 25. September
9:30 Vertrauen: Grund-Sätzliches. Eine pädagogisch-anthropologische Anmerkung
Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Peter Stöger, Pädagoge, Universität Innsbruck
10:45 Kaffeepause
11:00 Verunsicherung und Scham – Unvertrauen in Kafkas literarischen Visionen
Dr. Dr. Achim Würker, StD i.R. Freier Wissenschaftler, Reinheim
12:15 Mittagspause
14:00 Vertrauen in der Medizin
Prof. Dr. med. Hans-Jürgen von Giesen, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Ärztlicher Direktor
Alexianer Krefeld GmbH, Akademisches Lehrkrankenhaus der Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf, Krefeld
15:15 Kaffeepause
15:45 Verschwörungstheorien: Wie sie entstehen, wie sie wirken und wie man damit umgehen
sollte
Univ.-Prof. Dr. Claus-Christian Carbon, Psychologe und Philosoph, Universität Bamberg
17:00 Ende der Sitzung.
Anschließend ab 19 Uhr Gesellschaftsabend
Sonntag, 26. September
9:30 Vertrauen ist besser – Vertrauen als Managementstrategie
Stephan Siemens, Philosoph, Bad Münstereifel
11:15 Kaffeepause
11:30 Heuschrecken oder Unternehmensretter: Private Equity und Vertrauen
Johannes Schneider, Bankkaufmann und Wirtschaftswissenschaftler, München
12:45 Ende der Tagung
Anmeldung und Download
Referentinnen und Referenten
PD Dr. Marianne Soff
PD Dr. phil. Marianne Soff, geb. 1956, Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin (Gestalttheoretische Psychotherapie, Tiefenpsychologische Therapie) 1989-1998. Seit 1998 Lehrtätigkeit als Akademische Oberrätin an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, Institut für Psychologie. Schwerpunkte Lehrergesundheit und pädagogische Beziehungsgestaltung sowie Entwicklungspsychologie des Jugendalters. 2019/2021 Habilitation in Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Gestalttheorie und Feldtheorie.
Dr. Gabriele Frenzel
Gabriele Frenzel studierte Philosophie und Pädagogik an der Goethe-Universität in Frankfurt. Als Lehrerin an Brennpunktschulen unterrichtete sie in Regelklassen und Deutsch-Intensivklassen. An der Goethe-Universität arbeitete sie als Pädagogische Mitarbeiterin in der Lehrer*innenausbildung sowie später als Wissenschaftliche Mitarbeiterin mit dem Schwerpunkt „Geschichte der Pädagogik“. Promotion zum Thema „Pädagogische Beziehungen an Großstadt-Hauptschulen“.
Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Peter Stöger
Peter Stöger lehrt Interkulturelle Schulpädagogik an der Univ. Innsbruck.
Publikationen: gem. mit N. Köffler, P. Steinmair-Pösel, T. Sojer (Hg.): Bildung und Liebe, Bielefeld: 2018; Martin Buber (1923) Ich und Du, in: M. Kühnlein (Hg.): Religionsphilosophie und Religionskritik. Berlin, 2018; Eingegrenzt und Ausgegrenzt, Wien, 2002; Überlegungen zur Islamophobie, in: F. Hafez (Hg.): JB Islamophobieforschung Wien, 2012; Gastvorlesungen: Drohobytch, Szombathely, Bangor, Osnabrück, Faro, Kampala, Puebla.
Dr. Dr. Achim Würker, StD i.R.
Bis 2018 Gymnasiallehrer und Studiendirektor. Zeitweilig abgeordnet an die TU-Darmstadt (Lehrerausbildung). Wissenschaftlich tätig auf dem Gebiet der psychoanalytischen Kulturforschung und der psychoanalytischen Pädagogik (je eine Dissertation) sowie des Methodentransfers der psychoanalytischen Methode im Sinne „Szenischen Verstehens“.
Prof. Dr. med. Hans-Jürgen von Giesen
Arzt für Neurologie und Spezielle Neurologische Intensivmedizin, Spezielle Schmerztherapie / Psychotherapie. Er studierte Humanmedizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, erhielt 1995 seine Anerkennung als Facharzt für Neurologie und im Jahr 2002 Habilitation und Venia legendi in Neurologie. Im Jahr 2005 Abschluss als M.Sc. In Hospital Administration. 2005 wurde er ärztlicher Direktor des Alexianer-Krankenhauses Krefeld und 2011 apl. Professor der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 2012 wurde er in die Ethikkommission der Ärztekammer Nordrhein berufen. Seit 2014 Ärztlicher Direktor der Alexianer Tönisvorst GmbH
Prof. Dr. Claus-Christian Carbon
Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre an der Universität Bamberg seit 2008. Studienabschlüsse: Dipl.-Psych. (Psychologie) 1998 und Magister Artium/ MA (Philosophie) 1999, beide an der Universität Trier. Promotion: Dr. phil. (Psychologie) 2003 an der Freien Universität Berlin. Habilitation (venia docendi für das gesamte Fach der Psychologie) 2006 an der Universität Wien. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin, TU Dresden, und Uni Wien und als Gastprofessor an der Technischen Universität Delft (Niederlande) und den Universitäten Warschau (Polen) und Pavia (Italien). Autor von über 160 peer-referierten Zeitschriftenartikeln und multipler Forschungsprojekte sowohl im Bereich der Grundlagen- als auch Anwendungswissenschaften.
Stephan Siemens
Stephan Siemens (1954 geboren) studierte in München, Marburg und Bonn Philosophie. Mit Klaus Peters und Wilfried Glißmann entwickelte er in den 90er Jahren die Theorie der indirekten Steuerung in Unternehmen. Seit 2007 befasst er sich kritisch mit Organisationspsychologie. Mit Martina Frenzel schrieb er das Buch „Das unternehmerische Wir“. Er ist als Referent für verschiedene Gewerkschaften tätig.
Johannes Schneider
Johannes Schneider hat eine Bankausbildung bei Merck Finck & Co. absolviert und an der Universität Hohenheim Wirtschaftswissenschaften studiert. Er war während seines Studiums für diverse Unternehmen in den Bereichen Investment Banking, Private Equity, Financial Services und Family Offices tätig. Johannes Schneider ist Mit-Gründer und Geschäftsführer eines Digital-HR-Startups, Präsidiumsmitglied im Kreditwirtschaftlichen Colloquium Hohenheim und studiert Philosophie und Kunstgeschichte an der LMU München.