25. – 27. September 2015
Hamburg
Untenstehend finden Sie das Programm, hier geht es gleich zu den Referenten der diesjährigen Tagung.
Die allgemeinen Information zum Tagungsort und den Kosten finden Sie hier.
Die Abstracts der diesjährigen Tagung finden Sie hier.
Die Vielfalt der Medien hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Die Medienkonzerne und die Fernsehsender setzen alle auf die neuen Medien (z.B. Internet, Facebook, Twitter, Smartphones etc.). Andererseits scheinen die Berichterstattung und Recherche zu leiden, der Druck zur schnellen Verwertung und Verbreitung von Nachrichten steigt. Zeitungsleser, Radiohörer und Fernsehzuschauer erhalten trotz der Medienvielfalt vielfach gleichlautende Nachrichten, die weitgehend ungefiltert die Mitteilungen der Presseagenturen wiedergeben. Die Macht suggestiver Bilder ersetzt häufig fundierte und ergebnisoffene Recherche. Vertiefende redaktionelle Beiträge in vielen Online-Ausgaben der Zeitungen und Sender sind zumeist dürftig. Investigativer Journalismus ist zum Luxus geworden, den sich nur wenige Nachrichtenproduzenten leisten. Der investigative Journalismus wird durch Enthüllungsplattformen wie WikiLeaks und Whistleblower wie Edward Snowden unterstützt. Dem steht der sogenannte ‚Mainstream-Journalismus“ gegenüber, bereits 2004 als ‚Rudeljournalismus‘ bezeichnet. Meinungsbildenden Journalisten wird eine zu große Nähe zu Lobbyorganisationen und transatlantischen Think-Tanks nachgesagt. Hanns-Joachim Friedrichs hat dagegen seine Rolle als Tagesthemen-Moderator mit den Worten beschrieben: „Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein.“ Im Artikel 5 Grundgesetz heißt es: „Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Der Grundgesetz-Artikel basiert auf dem Artikel 11 der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte der französischen Revolution von 1789. Vielfach findet jedoch bereits eine „innere bzw. interne“ Zensur in den Redaktionen statt. Hinzu kommt die äußere Bedrohung der Pressefreiheit, wie in extremer Weise die Ermordung von 12 Mitarbeitern der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo zeigt. Angesichts der komplexen Situation aus Erfolgs- und Arbeitsdruck, ökonomischen Zwängen, Mainstream-Journalismus sowie massive Einflussnahme auf und Bedrohung von Journalisten stellt sich die Frage, ob und in welcher Weise Journalisten und Medien gegenwärtig ihrer gesellschaftlichen Aufklärungs- und Kontrollfunktion gerecht werden (können). Die Tagung ist von der Interdisziplinären Studiengesellschaft initiiert worden, um diese Frage zu klären.
Dr. Dieter Korczak
Vorsitzender Interdisziplinäre Studiengesellschaft e.V.
Freitag, 25. September 2015
Im Anschluß an jeden Vortrag findet eine Diskussionsrunde statt.
14:00 Uhr: Eröffnung und thematische Einführung
Dieter Korczak, Vorsitzender der ISG
14:15 Uhr: Schneller, massentauglicher, klickbarer? Die Herausforderungen aktueller Entwicklungen im Journalismus für das bisherige Verständnis von Meinungsfreiheit
Stephan Dreyer, Diplom-Jurist
15:30 Uhr Kaffeepause
16:00 Uhr: Wie gut und gründlich sind Recherchen?
Dirk H. Lorenzen, Astrophysiker und Wissenschaftsredakteur
17:30 Uhr: Ende der Sitzung (anschl. Mitgliederversammlung)
Samstag, 26. September 2015
9:30 Uhr: Schnitt, Ausschnitt, Format – Warum Manipulation Teil der Medien ist
Florian Schwinn, Radio-Moderator hr2 und hr-Kultur
11:00 Uhr Kaffeepause
11:30 Uhr: „Innere „Pressefreiheit und die Verpflichtung der Journalisten gegenüber der Öffentlichkeit
Miriam Bunjes, Journalistin, Initiative Nachrichtenaufklärung
13:00 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr: Erinnern, damit nie wieder….? Zur Bedeutung der Medien in Vergan genheitsarbeit und Vergangenheitspolitik
Vera Kattermann, Psychoanalytikerin, Psychologische Psychotherapeutin
15:10 Uhr Die Israel-Berichterstattung in den Medien
Georg Michael Hafner, freier Autor, Publizist
16:15 Uhr Kaffeepause
16:45 Uhr Online-Journalismus, Blogs, Twitter, Facebook: Zwischen Aufklärung und
Propaganda-Krieg
Peter Welchering, Journalist,
18:00 Uhr Ende der Sitzung (anschl. Geselliger Abend)
Sonntag, 27. September 2015
10:00 Uhr Podiumsdiskussion/ Round Table: Werden die Medien ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht?
Jan Krone (FH St. Pölten), Kathrin Fischer (PR Uni Flensburg), Roman Ebener (abgeordnetenwatch.de), Isabella Schels (BR), Moderation: Dieter Korczak
13:00 Uhr Ende der Tagung
Die Referentinnen und Referenten
Stephan Dreyer ist seit 2002 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hans-Bredow-Institut tätig. Zuvor hat der Diplom-Jurist Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt Information und Kommunikation an der Universität Hamburg studiert. Er ist unter anderem juristischer Sprecher des Beschwerdeausschusses und der Gutachterkommission der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM).
Dirk Lorenzen, Astrophysiker, seit über 20 Jahren Wissenschaftsreporter für den Deutschlandfunk, das Deutschlandradio Kultur, den WDR, SWR und andere ARD-Sender. Autor zahlreicher Bücher.
Florian Schwinn, Studium der Politikwissenschaft und Germanistik, Journalist, Radiomoderator, Autor, Reporter, Redakteur bei hr-info und hr2 Kultur, Moderator der Sendung „Der Tag“, Träger verschiedener Journalistenpreise
Miriam Bunjes, freie Journalistin, Jurymitglied und langjährige Recherche- Dozentin der Initiative Nachrichtenaufklärung, arbeitet u.a. für epd, Berliner Tagesspiegel, die Wochenzeitung Freitag
Vera Kattermann, Dr.phil., Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin, Psychoana-lytikerin, seit 2004 in freier Praxis, Veröffentlichungen im Tagesspiegel, Berliner Zeitung, taz, „Kollektive Vergangenheitsbearbeitung in Südafrika“, Psychosozial-Verlag 2007
Georg M. Hafner, Dr. phil., Studium der Germanistik und Kunstgeschichte, war leitender Fernsehredakteur bei der ARD, Autor zahlreicher Filmdokumentationen, zuletzt Dokumentarfilms München 1970 – Als der Terror zu uns kam“. Grimme-Preisträger, Bayerischen Fernsehpreis, Prix Europa
Peter Welchering, Studium der Philosophie, freier Journalist, Blogger, Dozent an Journalistenschulen, arbeitet für Deutschlandradio, ZDF, ARD, FAZ
Jan Krone, Dr. phil., Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Neuere Deutsche Literatur, Teilgebiete des Rechts und Film- und Theaterwissenschaften an der FU Berlin, Professur für Mediensysteme und Medienwandel an der FH St. Pölten (Österreich), zahlreiche Veröffentlichungen zu Kommunikation und Medienwirtschaft, Vorstandsmitglied der Autorenplattform Carta.info
Roman Ebener, Studium der Sozialwissenschaft, seit 2011 bei abgeordnetenwatch.de in Hamburg, Aufgaben: Wahlen & Parlamente, seit 2014 Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „Software für Engagierte“
Isabella Schels, Studium der Germanistik und Geographie, ARD/BR Fernseh-Autorin für Magazin-/ Reportage-Formate; Konzeption/Koordination von Web-Projekten; Grimme Online Award 2014 (Webspecial „Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – der neue Nahe Osten“ zur gleichnamigen TV-Doku)
Kathrin Fischer, Studium der Philosophie, Russisch, Literatur- und Medienwissenschaft Universität Marburg, anschließend fast fünfzehn Jahre lang Redakteurin, Moderatorin und Autorin beim Hessischen Rundfunk, jetzt Pressesprecherin Europa Universität Flensburg
Dieter Korczak, Studium der Soziologie, Sozialpsychologie und Finanzwissenschaften, Dr. rer. pol., Diplom-Volkswirt, Leiter der GP Forschungsgruppe, Verfasser zahlreicher Gutachten, zuletzt u.a. zum Thema „Scoring“ im Auftrag des BMJV, Vorsitzender der ISG und Herausgeber der Interdisziplinären Schriftenreihe